Sonntag 22. April
Kurz vor Mittag machte sich Konrad und
ich auf in die City. Hier liegt neben vielen Hochhäusern und alten historischen Gebäuden die Royal Botanic Gardens.
1788 stand auf dem Parkgelände die
erste Farm Australien, auch wenn es kein fruchtbares Land war wurde
hier kräftig gebaut. Leider wurde der Park während des ersten
Weltkrieges etwas vernachlässigt und das Sammeln der verschieden
Pflanzen wurde eingestellt. Erst Jahre später wurde der Park wieder
aufgebaut und zu dem gemacht, was er jetzt ist. Der botanische Garten
bietet heute einen sehr guten Querschnitt der australischer Pflanzenwelt
und der Tropen generell an.
Zusammen mit Konrad machte ich einen
ausgedehnten Spaziergang durch den Park. Wir genossen die entspannte
Stimmung und schauten uns die noch blühenden Pflanzen genauer an.
Um uns zu stärken verliessen wir kurz
den Park und assen mit Blick auf das Opern Haus unser Mittagessen.
Wir liefen anschliessend einmal fast um die ganze Oper herum, leider
wird die Haupttreppe gerade umgebaut. Zurück im Park suchten wir die Flying Foxes (Flughunde), welche zur Gattung der Fledermäuse gehört. Einige
Kolonien der Flying Foxes haben sich in den Bäumen des Parks
niedergelassen und hängen nun in den Baumwipfeln. Und bis am Schluss
hiess es dann doch noch: Wer sucht der findet. Wir haben sie dann doch noch gefunden. Nach einer Pause im Parkcafé wollten
wir eigentlich noch weiter den Park erkunden. Doch das Wetter machte
uns einen Strich durch die Rechnung und es fing an zu regnen. So
fuhren wir mit der Bahn nach Hause.
Samstag 21. April
Es war bereits späterer Morgen als ich
die Wohnung verliess. Heute wollte ich den Stadtteil Paddington
erkunden. Bekannt ist dieser Stadtteil für seine im viktorianischen
Stil gebauten Reihenhäuser. Ich finde vor allem die filigranen
Balkone an den Häusern sehr speziell. Ich sah sehr viele
verschiedene Arten von Häusern und einige sind mit modernen Farben
gestrichen. Durch die vielen engen Gassen liess es sich sehr entspannt
schlendern. Nach dem zweiten Weltkrieg verkamen die Häuser zu einem
Slum, es wurde aber mit der Zeit wieder zu einem begehrten Quartier.
Zurück an der Oxford Street, welche
sich durch ganz Paddington zieht, sah ich mir die Stadthalle an.
Das Gebäude wurde Ende 19. Jahrhundert im europäischen Stil erbaut.
Weiter lief ich die Oxford Street entlang, da ich gelesen hatte, dass
es an dieser Strasse ein Kunstmarkt geben sollte. Ich lief an einem
sehr speziellen Park vorbei, denn dieser war in einer Grube und hatte
einige Nischen, in denen man sich entspannen kann. Ich lief hindurch
und liess mich von der Ruhe beeindrucken, welche trotz dem Strassenverkehr in der
Nähe herrschte. Mein weiterer Weg führte mich zum Kunstmarkt,
welcher jeden Samstag auf dem Gelände der denkmalgeschützten
Paddington Uniting Church und der angrenzenden Schule abgehalten
wird. Hier werden an etwa 250 Ständen australische Kunstgegenstände,
Handwerk und Mode verkauft. Ich fand es sehr gemütlich durch den
Markt zu schlendern. Danach lief ich weiter zur katholischen Kirche
in diesem Stadtteil. Konrad hat mir bereits viel von der Kirche
erzählt, da er die Messe hier bereits mehrmals besucht hatte. Ich
bestaunte vor allem die wunderschön gestalteten Kirchenfenster.
Jeden zweiten Sonntag singt hier ein Chor in der Messe. Irgendwann
werde ich auch hier einmal eine Messe besuchen.
Zu Fuss lief ich danach zum
Entertainment Quartier. Hier steht das Football- und Cricketstadion
von Sydney, sowie die Filmstudios von Fox. Auf dem Weg dorthin
wurde ich gefragt ob ich wisse, wo es zum Family Show Grund gehe. Da
ich nicht einmal wusste, um was es sich hier handelt, musste ich
verneinen. Ich lief weiter und stellte fest, dass es hier ein kleinen
Familien Funpark und einen Lebensmittelmarkt gab. Ich lief hindurch und schaute mir das Geschehen
genauer an. Es erinnerte mich ein wenig an die Royal Easter Show,
denn es gab auch hier einen Streichelzoo mit Nutztieren. Ebenfalls
gab es Kinderbahnen und natürlich Showbags. Da ich danach noch anderthalb Stunden Zeit hatte, denn ich wollte Konrad bei der Arbeit
abholen, ging es noch zum Centennial Park. Bereits seit 1888 gilt der
Centennial Park als Naherholungsgebiet der Einwohner von Sydney.
Neben dem Park gibt es Pferdestallungen und der Park ist die einzige Möglichkeit zum Reiten innerhalb der
Stadt. Ich spazierte im Park herum und stellte fest, dass er sehr
weitläufig ist. Als ich beim anderen Ende des Parks ankam, ging ich
zu Konrad, denn es war bald Feierabend für ihn. Zusammen machten
wir uns zu Fuss auf den Nachhauseweg.
Mittwoch 18. April 2012
Wir haben Besuch: Rita, eine Landjugendkollegin, hat auf dem Sprung zwischen Neuseeland und Kanada in Sydney Halt gemacht. Sie hat etwa 9 Monate in Neuseeland auf zwei verschiedenen Farmen gearbeitet und wird bald in der endlosen Ebene der Prärie wirtschaften.
Ich habe einen Tag frei genommen, um Rita etwas die weitere Umgebung von Sydney zu zeigen. Da Petra gerade mit ihrer Englischschule angefangen und wollte nicht schon in der ersten Woche schwänzen. Es geht Richtung Süden. Hinter dem Agglomerationsgürtel liegt der Royal National Park, mit Jahrgang 1879 der älteste von Australien. Zuerst schauten wir am Bungoona Lookout über den Hacking River. Da es die letzten Tage immer viel geregnet hatte, waren wir auf alles vorbereitet. Aber vorerst macht der Regen eine Atempause und schickte die Sonne ein wenig hervor, so wir konnten dann etwa anderthalb Stunden mehrheitlich trocken die felsigen Sandsteinklippen zwischen Wattamolla und der Little Marley Beach bewandern und bewundern. Die Vegetation lässt sich am Besten mit Busch beschreiben.
Zurück im Auto und auf der Fahrt Richtung Wollongong fuhren wir dagegen durch richtigen Eukalyptusurwald. Es ging weiter an der Küste entlang und haben irgendwo haben wir Mittagspause gemacht. In Wollongong angekommen, haben wir zuerst beim Leuchtturm Halt gemacht und den Surfern zugeschaut, die sich vom nassen und kühlen Wetter nicht abhalten liessen. Wollongong ist 85 km südlich von Sydney und ist die drittgrösste Stadt von New South Wales. Am bekanntesten sind das Stahlwerk und die Universität. Wir haben im Stadtzentrum kurz Halt gemacht und Petra eine Karte geschrieben. Dann ging es weiter auf den Mount Keira, aber der lag in den Wolken und wir hatten daher keine Aussicht. Nun war es langsam Abend und wir fuhren auf der Autobahn zurück nach Sydney.
Freitag 13. April 2012
Um aufs Ausstellungsgelände zu kommen
gibt es viele Möglichkeiten, wir wählten das Schiff. Vorbei am
Opernhaus und unter der Harbour Bridge durch ging es zur Homebush
Bay. Von hier machten wir einen Spaziergang zum Olympia Park. Wir
waren gespannt was uns erwartete, denn ich stellte mir vor, dass es
sich hier um die australische Variante der OLMA ( Schweizer Messe für
Landwirtschaft und Ernährung in St. Gallen) handelt. Irgendwie hatte
ich Recht und doch nicht. Denn die Easter Show ist um einiges grösser
als die OLMA. Zuerst liefen wir über den Jahrmarkt für Kinder. Hier
gab es einige Bahnen, welche nur für Kinder gemacht sind. Ein am
Boden markierter Weg führte uns durch einige Hallen. Da wir gegen
Ende der Ausstellungswoche dort waren, waren nicht mehr alle Tiere
hier. In den ersten Hallen sahen wir vor allem Schweine, Ziegen,
Schafe und Alpacas. Alle Tiere, die hier sind, werden beurteilt und
so hiess es immer wieder einmal Champion oder 1./2./3. Platz. Weiter
ging es zu den Pferdestallungen. Pferde werden hier am meisten
ausgestellt. Danach gingen wir in den Kuhstall und ich fand sogar die
Rasse hier, welche meine Eltern züchten. Ich war sehr erstaunt, dass
hier Brown Swiss gezüchtet werden. Wir konnten einige Nutztiere
sehen und ich fand es super, dass es in einer Halle einen grossen
Streichelzoo gab, denn so wissen die Kinder wenigstens wie die Tiere
aussehen.
Unser Weg führte uns zur Hundehalle.
Einige Besitzer rückten gerade mit Kamm und Föhn bewaffnet ihren
Lieblingen zu Leibe. Auch die Besitzer stylten sich auf: es standen
doch immer wieder Damen in Kostüm. Ich hörte ja das es solche
Wettbewerbe gibt, aber ich musste einfach feststellen, das hier alles
beurteilt wird. Das es noch skurriler kommen wird, wusste ich zu
diesem Zeitpunkt noch nicht. Um nicht alles aufzuzählen hier einige
Beispiele: Es gab Kuchen und Torten, welche Preise gewonnen haben,
Strickwaren und Bilder wurden beurteilt, einzelne Blumen rangiert und
ausgestellt. Dass Geflügel aller Art ausgestellt und natürlich
beurteilt wurde, war da nicht weiter verwunderlich, jedoch der Preis
für die schönsten Eier. Ich glaube es gab hier nichts, was sich
nicht in Ranglisten wiederfand. Total fanden an der Ausstellung
12'500 Wettbewerbe statt.
Es finden auch Wettbewerbe in
Schafschären, Holzhacken, Holzsägen, Axt werfen und sicher noch
vieles mehr statt. Wir sahen beim Axtwerfen zu. Dabei muss eine Axt
auf eine Zielscheibe geworfen werden. Die Teilnehmer stammten aus
Australien und Neuseeland.
Was auch sehr typisch für die Easter
Show ist sind sogenannte Showbags. Hier handelt es sich um
Plastiksäcke welche gefüllt mit Süssem, Spielsachen, Fanartikel
etc. gekauft werden können. Wir sahen sehr viele, welche solche
Plastiksäcke gekauft haben.
Am Abend genossen wir eine super Show
in der Commonwealth Bank Arena. Dies war das Hauptstadion an der
Olympiade. Es war spannend zu sehen dass der Tartanbelag der
Sprintwettbewerbe einfach rausgerissen wurde, da dieser nicht mehr
gebraucht wurde.
Zuerst schauten wir der
Meisterschaftsbegegnung im Rodeo zu, hier kämpften die Teams der
Bundesstaaten New South Wales und Queensland gegeneinander um Punkte.
Immer 3 Teilnehmer aus jedem Bundesstaat traten gegeneinander an. Der
erste Wettbewerb war ein wildes Pferd ohne Sattel zu reiten. Da
musste der Reiter sich eine gewisse Zeit auf dem Pferd halten, sonst
gibt es keine Punkte. Ist die Zeit abgelaufen, wird die Haltung
benotet. Beim zweiten Wettbewerb musste ein Jungbulle auf den Rücken
gedreht werden. Dazu wurden zwei davon gleichzeitig ins Gehege
gelassen und diejenige, der zuerst von seinem Pferd den Bullen
erwischt, abspringt und ihn runterdrückt, hat gewonnen. Für die
Cowgirls war der Lady Wettbewerb. Hier mussten sie möglichst schnell
einen Parcours reiten. Nummer 4 war Reiten auf einem wilden Pferd mit
Sattel und zum Schluss kam die Königsdisziplin: das Bullenreiten.
Hier blieben nur zwei Cowboys über die Zeit auf dem Tier. Da die
Bullen anschliessen nicht immer freiwillig die Arena verliessen,
versuchten zwei Cowboys auf dem Pferd sie zu scheuchen und zwei zu
Fuss sie zu locken. Wenn dies nichts brachte, liess man Kühe rein um
den Bullen anzulocken. Ich fand es sehr spannend ein Rodeo live zu
sehen. Danach sahen wir die Reitshow "RAS Stockmens' Ride". Mit
australischen Fahnen bestückt ritt die Gruppe eine Synchronshow zu
welcher die Polizeimusik den Ton angab. Da die Aufführung im Halbdunkeln und mit kleine Lämpchen am Mantel stattfand, sah es sehr
schön aus. Als nächstes sahen wir eine Freestyle Motocross Show,
es war interessant zu sehen wie die mit ihren Motorräder und sogar
mit einem Quad durch die Luft flogen. Zwischen den einzelnen
Vorführungen gaben australische Bands und Sänger ihr Bestes. Als
krönenden Abschluss wurde eine 15 Minuten langes „Pyromusical“,
eine grosse Feuerwerk- und Feuershow gezeigt, welche musikalisch von
ein Didgeridoo und einem Schlagzeug umrahmt wurde. Es wirkte sehr magisch
auf mich.
Donnerstag 12. April 2012
Gestern Abend kam ich sehr spät in
Sydney an und wurde von Konrad abgeholt. Nachdem ich
ausgeschlafen habe, machte ich ein Rundgang durch die Wohnung. In den
nächsten 7 Wochen werden wir in einer 4 1/2 Zimmerwohnung in Darling
Point wohnen. Von unserem sehr grossen Balkon sehe ich aufs Wasser
und habe dort den Morgen mit Lesen verbracht. Zwischendurch musste
ich mal wieder die Waschmaschine betätigen, denn ich habe keine sauberen Kleider mehr.
Nun es ist ein komisches Gefühl zu
wissen, dass ich nun ein geregelten Tagesablauf habe, denn ich war nun
11 Wochen unterwegs und habe aus dem Rucksack gelebt. Genau heute vor
11 Wochen sind Konrad und ich ins Flugzeug gestiegen und nach
Australien geflogen. Ich durfte vier verschiedene Regionen von
Australien kennen lernen. Während meiner Reise traf ich viele
spannende Personen und verbrachte mit ihnen mehr oder weniger Zeit.
Ich bin froh darüber, dass mir Konrad
keine Steine in den Weg gelegt hat und mich alleine Reisen liess. Die
kurze Zeit mit ihm habe ich noch mehr genossen als sonst. Nach einer kurzen Reisezeit zu zweit durfte ich drei Wochen alleine in Tasmanien
verbringen. Hier sah ich sehr viel Natur und wanderte in einigen
Nationalparks herum.
Mit einem landschaftlichen Kulturschock
fing meine Zeit in Westaustralien an. In Tasmanien war alles so grün
und nun war alles trocken und braun. Nach dieser Erfahrung war ich
froh, dass ich Besuch von Konrad erhalten habe und wir etwas ans Meer
gefahren sind.
Als er zurück nach Sydney flog, wusste
ich, dass nun bald Sandra in Perth ankommen wird. Wir kannten uns zwar
nur von einem gemeinsamen Abendessen, wussten aber damals schon, dass es eine super Zeit werden kann. Wir haben einige gleiche Interessen
und so lernten wir uns während der Zeit an der Westküste immer
besser kennen. Es war sehr schade, dass die Zeit so schnell verging.
Zurück in Perth traf ich meinen Bruder
wieder, der nach seinem Arbeitseinsatz in Neuseeland für einige
Wochen noch nach Australien kam. Zusammen verbrachten wir die letzten
Tage im Südwesten von Australien. Auch wenn unsere Interessen nicht
immer übereinstimmten, war es eine tolle Zeit. Ich freue mich bereits
jetzt, ihn in zwei Wochen nochmals für ein paar Tage in Sydney zu sehen.
Nun, ab Montag werde ich in Bondi
Junction die Schulbank drücken und etwas Englisch lernen. Es
warten sicher spannende Begegnungen auf mich, aber für euch Leser
wird es langweilig sein, wenn ich nur immer von der Schule schreibe. Ich werde euch aber weiterhin auf dem Laufenden halten und einen Blogeintrag machen,
wenn ich etwas Spannendes erlebt habe.