Windiges Carnarvon

von Konrad Bucheli
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Mittwoch 17. August - Donnerstag Mittag 18. August 2016

Am Mittwoch Morgen verlassen wir Coral Bay Richtung Süden. Wir passieren auch den südlichen Wendekreis, das heisst wir verlassen jetzt die Tropen. Bisher hatten wir immer Sonne, aber unterwegs holen uns jetzt zwei, drei Regenschauer ein. Am Mittag sind wir bei den Blowholes (Blaslöcher) bei Quobba.

Der Wind ist stark und das Meer entsprechend wild. Obwohl wir von der Zeit her etwa in der Mitte zwischen Flut und Ebbe sind, ist das Blowhole aktiv. Die wilde See spritzt schon recht hoch, da fällt das Blowhole zuerst gar nicht so auf, es spritzt da einfach noch etwas höher hinauf. Erst als wir näher gehen, sehen wir was da genau passiert. Da hat es ein paar Löcher im Felsen und wie bei einem Geysir spritzt da plötzlich Wasser hoch. Das Hauptloch ist auch recht gross und es schäumt da ziemlich stark. Und wenn dann die Wellen im Untergrund der Höhle einen Überdruck aufbauen, bläst es das Wasser wie ein Springbrunnen mit hoher Geschwindigkeit aus dem Loch. Jann ist es nicht wohl, so nah, etwa zehn Meter, daneben zu stehen.

Um zwei erreichen wir Carnarvon. Durch die Regenspritzer etwas verunsichert schauen wir in der Touristeninformation den Wetterbericht an: heute 30% Wahrscheinlichkeit für Regen, dann wird es wieder besser. Draussen sieht es gut aus, den Regen hatten wir ja schon. Daher gehts zum Camping. Wir parkieren unser Auto an unserem Plätzchen und essen Zvieri. Dann wird es dunkel und fängt an zu regnen. Oje. So das Zelt aufzustellen ist nicht spassig. Darum gehen wir zuerst mal einkaufen. Dann sieht es wieder besser aus. Wir wollen auf den Spielplatz, aber kaum angekommen giesst es wieder. Wir fahren zurück zum Camping und fragen, ob wir ein Upgrade auf eine Cabin (Hütte) machen können. Aber die sind schon ausgebucht. Also fahren wir zu unserem Platz, warten bis Kiara, die unterwegs eingeschlafen ist, wach wird. Zufälligerweise hat es hier einen kleinen Fernsehraum, denn wir jetzt belegen. Petra schaut sich im Internet einen etwas genaueren Wetterbericht an. Ab 8 Uhr sollte der Regen vorbei sein. Wir hoffen das jetzt mal. Wir haben keine Lust zu kochen und suchen in der Stadt ein Restaurant. Die Auswahl ist nicht sehr gross. Wir sind sogar fünf Minuten zu früh: unseres ist gerade von 6 bis halb 9 offen. Nunja, auch vorne an der Bar gäbe es auch etwas. Nach den feinen Rindsfilet und Lammhaxen gehen wir zurück zum Camping. Es regnet nicht mehr, die Strasse ist schon fast wieder trocken. Schnell stelle ich das Zelt auf. Wir haben nochmals Glück gehabt und nehmen uns vor, ab jetzt den Wetterbericht etwas genauer zu studieren.

Bei Sonnenschein wie am Donnerstag Morgen kommt uns Carnarvon schon etwas freundlicher vor. Wir fahren zum One Mile Jetty, dem Ein-Meilen-Steg. Der wurde Ende 19. Jahrhundert errichtet, um die Wolle und das Vieh vom Inland auf die Schiffe draussen im tieferen Meer laden zu können. Eine kleine Bahn fährt hinaus, es geht über den Mangrovensumpf, Sanddünen und dann in den Ozean. Den Rückweg laufen wir. Die Stadt ist noch bekannt für die Obstplantagen in nächster Nähe. Bei einer decken wir uns mit frischen Früchten und Erdbeeren ein. Die schokoladenumhüllten Bananen und Erdbeeren essen wir sofort auf der kleinen Terrasse vor dem Laden. Und dann bringt uns die Chefin noch eine Tasche mit Mandarinen mit fehlerhafter Schale. Wir freuen uns sehr und wir essen eine. Petra mag Mandarinen sowieso nicht, daher bleiben nur noch drei Esser. Einer davon nimmt ein Schnitz in den Mund und gibt ihn wieder zurück. Die Kleinste kann die Haut noch nicht richtig beissen und sollte die Kernen noch nicht in den Mund bekommen. Daher beisse ich die Haut innen im Schnitz mit samt den Kernen auf und gebe den Rest weiter an Kiara. Das ist eine sehr saftige Angelegenheit, aber dafür sind die Schnitze nachher fast und zum Teil ganz filetiert. Und plötzlich will Jann auch mitessen.

Kaum sind wir auf dem Highway, sind wir wieder im einsamen Australien. OK, es ist nicht mehr ganz so einsam. Dann und wann geht eine Naturstrasse ab und da hat es so um die fünf Wegweiser. Dafür explodiert jetzt der Frühling, respektive die Blumen. Zuerst ist unter dem Busch alles mit violetten Blumen bedeckt. Dann kommen grosse Flächen mit etwas grösseren gelben Blumen. Am Schönsten finde ich aber die Melange: Flecken mit violetten Blumen, mit gelben Blumen, grünem Gras und nackter roter Erde, die sich abwechseln.