Trekker Treck beim Hamelin Pool

von Konrad Bucheli
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Donnerstag Nachmittag/Abend 18. August 2016

Wir fahren am frühen Nachmittag in die Gegend von Shark Bay ein. Unser erstes Ziel ist der Hamelin Pool. Hier gibt es einen Campingplatz und viele interessante Dinge zu entdecken.

Zuerst sind uns vier orange Traktoren mit Wohnwagen aufgefallen. Ein Traktoren-Oldtimer-Klub von einem Modell, das in den Fünfzigerjahre hier in Westaustralien gebaut wurde, macht immer wieder mal eine längere Ausfahrt irgendwo quer durch Australien. Sie sind auch schon mal in den USA gewesen, aber da sind nicht mehr alle Traktoren zurückgekommen. Die meisten wurden dann für gutes Geld versilbert. Die Truppe kennt uns auch schon bald: "Ihr seid von Schweden, oder?" und wir dürfen auch mal drauf sitzen. Speziell für einen Traktor ist dass die zweisitzig sind, wie bei einem Auto mit einem richtigen Beifahrersitz. Und das Funkgerät und das Navi scheinen nicht ganz original zu sein. Und dann weihen sie uns auch in den australischen Slang ein: sheila für Mädchen/Frau und bloke für Bursche/Mann.

Wir gehen auch noch etwas spazieren. Hinter dem Camping, er war mal eine Telegrafenstation und eine Post, hat es einen kleinen Steinbruch. Hier hat es so eine Art Sandstein aus kleinen Muscheln. Der wurde früher hier zum Bauen verwendet. Soll gut isolieren, denn da hat es viel Luft drin. Heute ist das ganze Gebiet geschützt und da wird nichts mehr abgebaut, ausser für historische Gebäude. Dann geht es auf einem Steg hinaus in den Hamelin Pool. Hier sollen wie im Urmeer Cyanobakterien leben und Steine bauen. Sie sollen eine der ersten Lebensform überhaupt auf der Erde sein. Sie beherrschen die Photosynthese wie die heutigen Pflanzen und haben über Milliarden Jahre aus dem Kohlendioxid die heutige Sauerstoffatmosphäre geschaffen. Obwohl wir eine kühle Brise geniessen, können die Bedingungen hier extrem sein. Zuerst ist das Wasser hier ist doppelt so salzig wie im Meer und im Sommer kann dass Wasser bis zu 45° C heiss werden. Früher gab es hier auch noch eine kleines Wolllager. Die Wollenballen wurden mit Kamelen vom Inland hierher gebracht und dann mit kleinen Booten über den Pool hinaus ins tiefere Meer gefahren.

Am Abend gibt es in der Telegrafenstation noch eine Führung. Zuerst ist das Thema die Stromatolithen, wie diese von den Bakterien gebauten Steine heissen. Ich lerne da noch weitere Details hinzu. Üblicherweise werden diese Bakterien von Schnecken und anderem Getier gefressen. Nur die extremen Bedingungen hier im Pool erlauben es, dass sie ungestört wachsen und so ihre Steine bauen können. Die extremen Bedingungen kommen daher, dass die Bucht sehr seicht und gegen Norden durch eine Sandbank fast ganz vom Meer abgeschottet ist und nur sehr wenig Wasser ausgetauscht wird. Diese Steine bilden sich dadurch, dass kleine, im Wasser schwimmende Partikel an den Bakterien kleben bleiben und dann quasi einzementiert werden.

Der zweite Teil befasst sich mit der Telegrafenstation. Die ist übrigens von IKEA. Oder so ähnlich. Ursprünglich wurden alle 100 km eine Repeaterstation benötigt. Die wurden alle gleich als Bausatz aus England geliefert. Und das verwendete Holz war nordische Kiefer, welche meist aus Schweden importiert wurde. Die ersten Isolatoren der Kabel waren aus Glas. Die Aborigines merkten bald, dass man zerbrochenes Glas gut zum Schneiden brauchen kann. Die Beschaffung von solchen Glasscherben führte dann auch zu Ausfällen. Als die Beamten den Grund dafür bemerkten, räumten sie anschliessend einfach den Abfall, sprich die zerbrochenen Isolatoren, nicht mehr weg und die Vorfälle reduzierten sich. Die zweite Serie von Isolatoren war aus Porzellan, hatte aber unten einen grösseren Hohlraum. Der wurde dann von Bienen gerne besetzt, was dann wiederum Reparaturen etwas schwieriger gestaltete. Als man dann nur noch alle 200 km eine Repeaterstation brauchte, wurde sie zu einer Poststation umfunktioniert.