Die Umfahrung von Port Hedland

von Konrad Bucheli
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Mittwoch 10. August 2016

Beim Morgenessen streifen zwei "Pickelhaubentauben" (ich nenne sie jetzt mal so wegen ihrem langen spitzen Federhaube auf dem Kopf) um unser Auto. Jann beobachtet sie erfreut. Dann kommt ein dritter, kleinerer Vogel und greift die beiden an. Die lassen sich zuerst nicht weiter stören, erst nach einem Weilchen geben sie dem penetranten Störefried mal etwas zurück.

Bei der Ausfahrt aus dem Campingplatz werden wir von zwei Volkszählungshelferinnen abgefangen. Die tragen ein leuchtend hell-grünes T-Shirt. Gestern haben wir schon eine durch den Campingplatz zirkulieren sehen und Petra meint dass ihr sojemand schon in Broome aufgefallen ist. Ich strecke einer aus dem Fenster den Umschlag mit dem Fragebogen entgegen. Sie frägt noch unsere Platznummer nach und streicht ab. Wir sind hier im Eighty Mile Beach Caravan Park definitiv nicht am Ende der Welt.

Und trotzdem, auf dem Weg zurück zum Highway kreuzen sich zwei Wallabies vor unserem Auto. Der Busch wird weniger, meistens ist es jetzt Grasland mit mal einem Bäumchen oder einem Busch. Aber wir haben wieder Landschaft, Hügel und kleine Gebiergszüge begleiten uns. Und manchmal blitzt rechts am Horizont noch eine Sanddüne auf.

Gegen Mittag erreichen wir Port Hedland. Vom Reiseführer über Petra hat es nur ein Highlight bis zum mir geschafft: man kann da kilometerlange Züge von den Minen in den Hafen einfahren sehen. Wir fahren nicht in die Stadt, denn Petra hat als Fernziel Karratha ausgegeben. Wir halten an einem Rastplatz beim Highway, mit Sicht auf irgendwelche komischen Anlagen am Horizont. Jann interessiert sich mehr für die Lastwagen, speziell gefallen ihm jene, die etwas sichtbares wie einen Bagger oder einen Kran transportieren. Und sonderbarerweise sind hier in der Gegend die langen Anhängerzüge, die Road Trains, üblicherweise Schüttguttransporte und nicht mehr Vieh oder Treibstoff.

Wir fahren weiter und halten kurz darauf wieder. Ein Aussichtspunkt ist markiert. Warum? Ah, da hat es ein Gleis. Nur keinen Zug. Wir fahren weiter und sehen dann auf der anderen Seite der Bahnüberführung einen Zug näherkommen. Rechtsrumkehrt und hoch zur Platform. Der Zug kommt nicht, dafür fährt ein anderer aus dem Hafen heraus. Der Lokfüher hupt und winkt uns zu. Jann ist beeindruckt. Dann folgt ein langer Tatzelwurm mit weit über hundert leeren Schüttgutwaggons.

Wir fahren weiter. Zeitschriften zerreisen hat sich auch als passable Unterhaltung herausgestellt. Die letzte Stunde ist dann zuviel für die Kinder. Speziell Jann kriegt einen Tobsuchtsanfall.

Wir halten im Ort Roebourne. In der Touristeninformation holen wir die Erlaubnis ein, eine private Strasse der Minengesellschaft Rio Tinto zu benützen. Petra will übermorgen so den Weg zum Karinjini Nationalpark etwas abkürzen. Wir müssen uns daher noch ein 20 minütiges Video zum sicheren Fahren auf Naturstrasse ansehen.

Auf dem Campingplatz von Roebourne hat es seit längerem wieder mal eine Rutschbahn. Dort lernen wir dann auch zwei australische Mädchen kennen, die uns ihr etwas besonderes Fundstück/Spielzeug präsentieren: ein toter junger Vogel samt Nest. "Es ist mein Haustier. Ist er nicht niedlich? Er stink etwas, aber nicht schlimm. Hier, siehe dieses Loch, da haben die Ameisen schon gefressen." Als dann auch Kiara den Vogel streicheln will, verabschieden wir uns zum Abendessen.